Natur ergänzt Chemie Die 10 häufigsten Fragen zur Misteltherapie

Operation, Chemo- und Strahlentherapie sind etablierte Standardtherapien zur Behandlung einer Krebserkrankung, die durch komplementäre Maßnahmen wie der Misteltherapie zu einer umfassenderen und ganzheitlichen Versorgung werden können.

FAQ Misteltherapie

Durch eine Misteltherapie kann das Immunsystem gestärkt und die Lebensqualität deutlich verbessert werden. Tumorbedingte Beschwerden sowie Nebenwirkungen von Chemo- und Strahlentherapien werden gelindert. Viele Patient/innen berichten auch über ein besseres körperliches und seelisches Allgemeinbefinden: sie haben mehr Appetit, sind leistungsfähiger, nehmen wieder an Gewicht zu und ihre Stimmung kann sich aufhellen. Mistelgesamtextrakte können sogar einen direkten hemmenden Einfluss auf das Tumorwachstum ausüben und möglicherweise auch dazu beitragen, das Überleben zu verlängern.

Je nach Zielsetzung ist die Misteltherapie zu ganz unterschiedlichen Zeitpunkten einer Behandlung und in verschiedenen Krankheitsstadien möglich. Je früher die Therapie beginnen kann, desto besser – also idealerweise sofort nach der Diagnosestellung noch vor der Operation. Da dies nicht immer möglich ist, sollte sie spätestens während der Chemo- und/oder Strahlentherapie angewandt werden, um deren Nebenwirkungen zu mildern.

Bei kaum einer Pflanzenart sind die Inhaltsstoffe so gut untersucht wie bei der Mistel. Die Wirkungen sind durch eine Vielzahl verschiedener biologisch aktiver Substanzen bedingt. Mistelgesamtextrakte enthalten Hunderte verschiedener Eiweißstoffe (Proteine); die am besten und umfangreichsten untersuchten misteltypischen Proteine sind die Mistellektine und die Viscotoxine. Darüber hinaus sind zahlreiche Enzyme, schwefelhaltige Verbindungen und Pflanzenfarbstoffe (Flavonoide) enthalten.

Lektine hemmen das Wachstum von Krebszellen oder töten sie ab, das heißt, sie wirken „zytostatisch“ und „zytotoxisch“ und sie beeinflussen das Immunsystem (Immunmodulation). Lektine können den „programmierten Zelltod“ der Krebszellen anregen. Viscotoxine können Krebszellen auflösen, indem sie deren Zellwand zerstören (zytotoxische Wirkung). Darüber hinaus können sie ebenso wie Lektine das Immunsystem stimulieren. Vor allem steigern sie die Aktivität der „natürlichen Killerzellen“ und der Granulozyten, einer Unterart der weißen Blutkörperchen, mit der Folge, dass diese deutlich besser Bakterien und vermutlich auch Tumorzellen vernichten können.

Man unterscheidet zwischen Mistelpräparaten der Anthroposophischen Medizin und der Pflanzenheilkunde (Phytotherapie). Anthroposophische Präparate werden aus der gesamten Pflanze gewonnen, sie enthalten den Gesamtextrakt mit seiner Vielzahl an biologisch aktiven Substanzen. Säfte aus Sommer- und Winterernte und reifen Beeren werden getrennt aufbereitet und später gemischt. Für die anthroposophischen Präparate werden die Misteln außerdem nach Wirtsbäumen getrennt. Von welchem Baum der Extrakt stammt, ist am Präparatenamen erkennbar. So steht beispielsweise der Buchstabe M für „malus“ (lat. = Apfel), P für „pinus“ (lat. = Kiefer) und Qu für „quercus“ (lat. = Eiche). So entsteht  ein breites Spektrum an Mistelextrakten – von der Apfelbaum- über die Kiefern- und Tannenmistel bis hin zu den selteneren Sorten Eichen-, Ulmen- und Birkenmistel.

Der behandelnde Arzt bzw. Ärztin wählt das ideale Mistelpräparat individuell für den Patienten / die Patientin aus. Je nach Wirtsbaum der Mistel haben die Präparate einen unterschiedlichen Gehalt an bestimmten Inhaltsstoffen, auf die einzelne Tumorarten besonders gut ansprechen. Auch die Dosierung muss individuell mit dem Arzt / der Ärztin abgestimmt werden. Der Mistelextrakt wird unter die Haut gespritzt. Die Durchführung ist relativ einfach und kann in den meisten Fällen, nach kurzer Einweisung, auch von den Patient/innen selbst durchgeführt werden.

Normalerweise wird eine Misteltherapie gut vertragen. Nach einer Injektion kann es zu Hautreaktionen um die Einstichstelle in Form von Hautrötungen oder leichten Schwellungen kommen. Außerdem kann die Körpertemperatur bis hin zur leichten Fieberbildung (ca. 38°C) ansteigen. Beide Reaktionen sind erwünscht und helfen dem Arzt / der Ärztin zu erkennen, wann und wie stark der Körper auf die Therapie anspricht und das Immunsystem aktiviert wird.

Mittlerweile liegen zahlreiche klinische Studien zur Anwendung von anthroposophischen Mistelpräparaten bei verschiedenen Tumorarten vor. Mistelpräparate sind somit die am besten und umfangreichsten untersuchten komplementärmedizinischen Arzneimittel in der Krebstherapie.

Die gesetzlichen Krankenkassen erstatten die Misteltherapie mit in Deutschland zugelassenen Präparaten erst im palliativen Erkrankungsstadium. Ob eine Krankenkasse (privat oder gesetzlich) die Kosten schon früher übernimmt, ist von Kasse zu Kasse verschieden – allerdings können in Ausnahmefällen Mistelpräparate auf Kassenrezept verschrieben und erstattet werden, um schwere Nebenwirkungen während oder nach der Chemotherapie abzumildern (Stand Juni 2020).

Der Naturwissenschaftler, Philosoph und Begründer der Anthroposophie, Rudolf Steiner (1861–1925), entdeckte die Mistel als Heilpflanze in der Krebstherapie Anfang des 20. Jahrhunderts. Die Ärztin Dr. Ita Wegman griff seine Anregungen auf und entwickelte 1917 gemeinsam mit einem Zürcher Apotheker das erste Mistelpräparat, mit dem sie dann überraschend gute Erfolge bei Krebspatienten hatte.

Zum Beispiel die Internetseite mistel-therapie.de liefert weitere Informationen rund um die Mistel.

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Ansprechpartner

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Ärztlicher Direktor, Chefarzt

Dr. med.  Stefan  Hiller

Fon 0711 7703 4754

Weitere Informationen zum Thema Krebs finden Sie auf den Seiten des Zentrums für Integrative Onkologie und der Abteilung Frauenheilkunde
 

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