„Die Politik muss endlich handeln“

MdB Nils Schmid zu Besuch in der Filderklinik

Auf Einladung von Carola Riehm war der SPD-Bundestagsabgeordnete Nils Schmid zu Gast in der Filderklinik. Die Pflegedienstleiterin der Filderklinik und der Abgeordnete für den Wahlkreis Nürtingen wollten sich über die Situation der Pflege in Zeiten von Corona  austauschen. 

Die Filderklinik hatte Schmid als stellvertretender Ministerpräsident und Finanzminister des Landes Baden-Württemberg sowie als Landtagsabgeordneter bereits häufiger besucht.

Zu Beginn des Gesprächs berichteten Carola Riehm und Dr. Stefan Hiller, Leitender Arzt des Zentrums der Integrativen Onkologie, über die Patientenversorgung während der Covid-19 Pandemie und die vielen Herausforderungen, die sich daraus im Klinikalltag ergäben. Die gute Zusammenarbeit mit den anderen Kliniken und Institutionen im Landkreis wurde dabei lobend erwähnt. Positives hatte auch Alexandra Sperling, Leiterin des Perinatalzentrums zu berichten, denn die Anzahl der Geburten in der Filderklinik sei in den letzten Monaten nochmals stark angestiegen. Die Tatsache, dass werdenden Väter bei der Geburt dabei sein durften, sei hier sicherlich ausschlaggebend gewesen.

Für die Versorgung der Covid-Patienten hatte die Filderklinik zu Beginn der Pandemie die vier Beatmungsplätze auf der Intensivstation nochmals um zwei zusätzliche Plätze erweitert. Im Notfall könne man durch die vollständige Stilllegung des OP-Betriebs sogar auf zehn Plätze hochfahren. Aufgrund der guten Abstimmungen mit den anderen Kliniken sei diese Situation bisher glücklicherweise nicht eingetreten.

Kurzarbeit sei in der Filderklinik nie ein Thema gewesen. Denn obwohl der Regelbetrieb zu Beginn der Corona-Krise heruntergefahren werden musste, konnten Aufgaben umverteilt werden. Darüber hinaus habe sich dadurch auch die Möglichkeit ergeben, die Leiharbeit in der Pflege auf den nicht primär von Covid-19 betroffenen Stationen einzustellen. Eine Entscheidung, die bei Nils Schmid auf Verständnis stieß, denn die Kosten für eine Leiharbeitskraft sind in den letzten Jahren stark angestiegen. „Leiharbeit ist in kaum einer Branche so lukrativ wie in der Pflege. Aktuell verdient eine Leiharbeitskraft rund 30 – 50% mehr als eine fest angestellte Pflegekraft. Dazu können Leihkräfte selbst entscheiden, welche Dienste sie übernehmen, können ihren Urlaub frei planen und bekommen bisweilen sogar Dienstfahrzeuge gestellt. Für Pflegende ist es unter diesen Gesichtspunkten einfach nicht attraktiv, eine Festanstellung anzunehmen“, so Riehm. Auch was die Arbeitsqualität angeht, habe man sehr durchwachsene Erfahrungen mit Leiharbeitern gemacht. Zwar habe die Klinik ein attraktives Angebot mit einem Expertenpool und einer 36-Stunden-Woche geschaffen, aber die Konkurrenz mit Leiharbeitsfirmen sei einfach sehr stark. Der Bundestagsabgeordnete  sah hier einen Handlungsbedarf der Politik, die Bedingungen für die Leiharbeit in der Pflege zu überarbeiten. Es müsse eine Obergrenze für Verdienste in der Leiharbeit für Pflegeberufe geben und die Qualitätder Leiharbeitenden müsse gewährleistet sein.

Viel Kritik seitens der Mitarbeiterschaft in der Akutpflege der Filderklinik gab es auch für den Pflegebonus der Bundesregierung. Dass dabei nur Pflegekräfte aus der Altenpflege berücksichtigt wurden, sorgte für viel Unverständnis. „Kliniken in kommunaler und universitärer Trägerschaft können Mitarbeitenden aus dem Topf von Bund und Ländern Sonderzahlungen zukommen lassen. Häuser wie die Filderklinik, die genauso ihren Beitrag in der Versorgung der Covid-Patienten leisten, haben diesen Hintergrund nicht und können das aus dem laufenden Betrieb nicht stemmen“, erläuterte Dr. Hiller. Nils Schmid zeigte auch hierfür Verständnis und erläuterte, dass im Herbst ein erneuter Versuch für eine Bonuszahlung für Pflegende gestartet werden solle.

Auf großes Interesse des Bundestagsabgeordneten  stieß die Motivation von Eva Schittenhelm, die derzeit eine Ausbildung in der Pflege absolviert. Mit der neuen generalistischen Ausbildung, die seit April dieses Jahres in Deutschland umgesetzt wird, konnte das Pflegebildungszentrum an der Filderklinik schon umfangreiche Erfahrungen sammeln. Problematisch sei hierbei jedoch, dass generalistisch ausgebildete Pflegekräfte nicht in einer neonatologischen Kinderstation eingesetzt werden dürfen. Die zählen laut dem gemeinsamen Bundesausschuss nicht als Fachkräfte. Selbst Pflegekräfte mit einem Schwerpunkt für pädiatrische Pflege erhalten aktuell diese Anerkennung nicht und dürfen somit nicht in einer Neonatologie arbeite. Der traditionsreiche Beruf der Kinderkrankenpflegenden drohe somit zum Auslaufmodell werde. „Durch diese Verwässerung der Qualifizierung im Bereich der Pädiatrie verliert die Pflege möglicherweise viele engagierte Menschen, die mit Kindern arbeiten wollen“, erklärte Dorina Schmidhäuser, die als Gesundheits- und Krankenpflegerin und Pflegemanagerin in der Pflegedienstleitung der Filderklinik arbeitet.